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Allein als Frau mit dem Wohnmobil on Tour – Anforderungen und Erwartungen

Allein als Frau mit dem Wohnmobil verreisen

Momentan sitze ich in Büsum bei einem Bäcker und trinke in Ruhe Kaffee. Dabei gehen mir aber einige Erlebnisse der letzten Tage nicht aus dem Kopf und ich stelle mir immer wieder die Frage… muss ich das? Gehört das zum “Anpassen” an ein Camper, alleinreisenden und “sozial” Leben ? Sollte ich mich wirklich so verändern, damit ich allein als Frau mit dem Wohnmobil unterwegs “dazu gehöre”?

Ok, ok… wenn ihr heute keine Lust auf einen kritischen Blick auf das “Alleinreisen”, welches ich so liebe, habt, kein Thema, aber dann solltet ihr vielleicht ab hier besser einfach oben rechts auf das x klicken, denn heute gibt es ausnahmsweise mal keine tollen Bilder, praktische Hinweise oder super schöne Erlebnisse. Heute wird es kritisch, denn ich möchte mal einen Blick hinter die “ach so freie Camperwelt” gewähren.


Sicherlich, um dieses vorweg zu nehmen, handelt es sich um Ausnahmen, oder nein… eigentlich sind es keine Ausnahmen, dafür hält sich so manches “Bild” und so manche Vorstellung zu fest in den Köpfen. Was aber nicht bedeutet, dass alle Leute so ticken, oder dass es darum schwer wäre allein als Frau mit dem Wohnmobil zu reisen. Ich bin, war und werde auch in Zukunft von dieser Form Europa zu entdecken schwärmen, aber dennoch wird es heute auch mal Zeit klartext zu sprechen.

Vielleicht bin ich ja mittlerweile durch meine lange Zeit des “allein Seins” schon so ein komischer Kauz geworden, dem ein “sozial Leben” einfach auf den Sack geht… oder ich bin einfach zu “selbstbewusst”, um mich notgedrungen anzupassen, oder… ich muss mich auch einfach nicht noch mehr anpassen als ich es eh schon tue und lasse die Leute einfach weiter reden. Ich weiß es momentan nicht sicher!

Allein als Frau mit dem Wohnmobil unterwegs… ein paar Gedanken und Erlebnisse der letzten Tage!

Gestern waren Milla und ich z.B. den gesamten Vormittag und Mittag in Büsum unterwegs. Mit ordentlich Lust auf Kaffee und Kuchen kamen wir so gehen 15:30 Uhr zurück zum Womo. Ich kochte Kaffee, versorgte Milla mit Wasser und ihrer Decke und dann saßen wir noch ein Stündchen vor dem Womo, bis ich keine Lust mehr hatte, die Füße gemütlich hoch legen wollte, meinen Tour Artikel beenden wollte und ja… ich hatte auch keine Lust mehr draußen zu hocken und 80 mal Moin zu sagen. Manchmal geht es mir halt einfach so.

So gingen Milla und ich also ins Womo, hatten aber, weil das Wetter wirklich schön war, die Fenster weit geöffnet und bekamen so natürlich trotzdem viel von dem mit, was um uns herum so geschah.
Es dauerte keine 30 Minuten, da hörte ich schon das erste mal… von der sieht man auch nix, die hockt auch immer im Womo. Diese Meinung kam von irgendwelchen, alten, dahergelaufen Leuten.
Diesen “Vorwurf” höre ich nicht das erste mal… und JA (!!!) sitze ich im Womo, sitze ich meist auch vor dem Laptop, oder der Laptop läuft zumindest, weil gerade irgendein Hörbuch im Hintergrund läuft o.ä.. Da ich ja keine Sät Schüssel habe, läuft halt der Laptop.

Aber muss ich mich dafür entschuldigen oder rechtfertigen…? Liebe Leute, ich bitte euch vielmals um Entschuldigung, dass ich keinen Bock mehr hatte Moin zu sagen, 5 Sekunden beäugt zu werden um dann zu warten bis das nächste alte Ehepaar kommt, dem ich dann wieder freundlich, zwitschernd Moin sagen darf?! Entschuldigt bitte, ich hatte auch einfach keine Lust mehr auf Sonne und Wind und meine lila unbequemen Stühle, sondern wollte die Füße hoch legen und mich einfach nur quer durchs Womo fletzen…

muss ich mich dafür in MEINEM Urlaub rechtfertigen? Echt… ist es soweit ?
NEIN,muss ich nicht!

Ähnliche Situation, anderer Sachverhalt, aber weiterhin dreht sich alles um das Thema allein als Frau mit dem Wohnmobil unterwegs.

An dem Tag, an dem ich hierher nach Büsum gekommen bin, kam auch 2 Plätze weiter ein älteres Ehepaar mit einem ziemlich großem Hymer an. Seit mittlerweile 4 Tagen schau ich mir (wenn ich mal vor dem Womo sitze) das Spiel an. Die Frau ist eine ganz ruhige, dei den halben Tag am putzen ist und der Mann tingelt seit der ersten Minute über den Stellplatz und versucht mit anderen ins Gespräch zu kommen. Ich sag euch wirklich… EGAL WER HIER HER LATSCHT… KEINER IST SICHER! Beliebtestes Thema… der Hymer ist ja genau das Womo was er immer haben wollte, was besseres gibt’s nicht auf dem Markt!

Soweit so gut… leben und leben lassen ist meine Devise.

Heute morgen, der Tag beginnt bei uns so, dass ich aufstehe, als aller erstes Kaffee Wasser koche, mich frisch mache, anziehen und wenn dann alles schön ist, geht die Womo Tür auf, Milla sucht sich einen Sonnenplatz und pennt nochmal ne Stunde und ich setze mich mit meiner Tasse Kaffee auf das Womo Treppchen und schaue was so in der Welt los ist.
Wir starten also ganz entspannt in den Tag.
Heute, ich öffne die Womo Tür, wer sitzt schon 5 Meter weiter in der Sonne… die “Quasselstrippe” (so nenne ich ihn jetzt mal ganz böse). Ich also höflich wie man das so tut.. Guten Morgen, ach das ist ja super Wetter! Wie schön… !

In dem Moment war aber das Hirn der Quasselstrippe anscheinend noch nicht auf Volldampf, denn er reagierte ebenfalls nur freundlich mit Guten Morgen.

Super, um so besser 🙂 … ich hab mich also weiter um meinen Kaffee gekümmert, mir dann mein Tablet geschnappt und mich aufs Treppchen gesetzt.
Und ich merkte schon, jetzt dämmerte es ihm, dass ich doch das gefundene small Talk Opfer wäre, würde ich nicht so vertieft die Nachrichten lesen!

Scheisse, Chance verpasst!

Die Quasselstrippe mahlte schon mit den Zähnen und schaute mich immer wieder an… aber heyyyy, es war noch weit vor 9 Uhr, ich trank gerade meinen ersten Kaffee und hatte echt keinen Bock auf seine Hymer Geschichte.
Das ganze ging soweit, dass ich merkte der würde immer stinkiger, Milla war mittlerweile auch schon auf Achtung (die merkt ja alles… ) bis er sich dann motzig und mit lautestem klappern seinen Stuhl nahm, diesen zurück zum Hymer brachte und zu meinen Nachbarn auf der anderen Womo Seite ging, die gerade anfangen wollten zu Frühstücken.

Es dauerte keine 30 Sekunden, da hörte ich schön dass erste mal Hymer und nach ca. 5 Minuten kam er dann zum Sinn der Sache… Er redete nicht nur viel, sondern auch sehr laut, so dass ich und der halbe Stellplatz, alles hören konnten oder mussten…
Aaaaaach, haben Sie eigentlich mal gesehen, ist ihre Nachbarin (also ich) allein mit dem Wohnmobil unterwegs, hier ich meine den Dethleffs.
Die Nachbarn (sehr nett, aus Köln), JA, die fährt immer alleine (mit denen hatte ich schon vor 2 Tagen gequatscht). Sie war sogar schon richtig lange und auch ziemlich weit weg.
Die Quasselstrippe… hmmmm… na das sieht man ja nicht oft, meiner Tochter würde ich das nicht erlauben, ist ja auch gefährlich!
Und dann kam es… Versteht die denn deutsch, die hat doch ein Dortmunder Kennzeichen, die sagt ja fast nichts!

WHAT???

Erst bin ich die Olle die nicht lange genug vor dem Womo hockt und dann bin ich die, die kein Deutsch spricht….

Mein Gott, was die Leute sich doch für Gedanken um mich machen!

Muss ich denn morgens früh schon mit fremden Leuten quatschen, nur weil sich das als sozialer Mensch so gehört… NEIN,muss ich nicht!

Und wer sagt überhaupt, dass es nicht total unhöflich ist, die Leute beim Frühstück voll zu quasseln, nur weil es anscheinend zu häufig Buchstabensuppe gab!

Nächstes Thema… 3. Erlebniss der letzten Tage im Zusammenhang mit dem Thema allein als Frau mit dem Wohnmobil on Tour!

Wie ihr ja wisst, bin ich ja mit Milla allein unterwegs.
Wenn ich dann in irgendeinem Ort stehe, mache ich ja nichts lieber, als irgendwo gemütlich Kaffee trinken zu gehen! Ein nettes Café, ein lecker Milchkaffee und ein Leckerchen für Milla… schon ist der Tag für mich gerettet!

Wenn es in den Cafés sehr voll ist, schaue ich, als alleinreisende Person mit Hund, natürlich schon, dass ich eher den 2er Tisch als den 4er nehme. Man will ja nicht unnötig Platz besetzen.
Ist es aber so, dass nicht viel los ist, oder aber es ist gerade nur der 4er Tisch frei, dann setze ich mich auch da hin! Da kenn ich ja nichts!
Gestern Morgen in Büsum, die Sonne kam geraaaaade mal so hinter den Wolken hervor und es war noch ziemlich frisch, so dass in den Cafés draußen noch NIEMAND saß, innen schon, aber draußen saß niemand.
Also hab ich mich an einen 4er Tisch, in eine windgeschützten Ecke gesetzt, die auch noch gerade so in der Sonne lag. Ich saß also bestens. 🙂

Und wie es meist so ist, sitzt erstmal einer draußen, kommen auch schnell weitere Personen dazu, so dass das Café dann doch relativ schnell gut besucht wurde. Nicht proppe voll, aber gut besucht.
Dann kam ein Päärchen auf die Terrasse, mit Oma und Opa plus kleinem Baby, ging einmal über die gesamte Terrasse und die Frau dreht sich zu ihrem Mann und meint, die dahinten in der Sonne, die sitzt da ganz alleine an dem großen Tisch, sonst sind nur noch Plätze im Schatten frei.
Und dann kam doch glatt der Mann zu mir und fragt zuerst, stehen Sie jetzt gleich auf? Da stand mein Milchkaffee noch fast voll vor mir. Nein, hatte ich nicht vor,sagte ich. Sie können sich aber gern dazu setzen, wobei es zu sechst auf den Bänken schwierig wird.

Hmmm… dann drehte er sich um, sah sich um, schaute seine Frau an, dreht sich wieder zu mir und sagt, meine Frau friert so schnell, könnten wir vielleicht die Plätze tauschen und Sie nehmen den Tisch dahinten (Anmerkung von mir… er meinte auch einen 4er Tisch, der aber voll im Wind und im Schatten stand)
Ich sage Nein… sorry, aber ich habe Ihnen Angeboten sie können sich hier mit hin setzen oder Sie lassen es. Ich werde jetzt ganz sicher nicht in den Schatten wechseln!?!

Naja, dann sind sie beleidigt abgezogen und sind woanders hingegangen…

Sagt mal SPINNEN DIE LEUTE MITTLERWEILE KOMPLETT???

Sind wir mittlerweile so weit, dass eine Frau alleine bitte den Tisch wechseln sollte, damit Oma, Opa, Frau, Mann und Baby in der Sonne sitzen können?
Bin ich mittlerweile so asozial, dass ich die Lage nicht checke oder sind die anderen Leute vielleicht viel eher asozial, dass sie nicht erkennen, dass auch ich als allein Fahrerin, allein Reisende , allein Café Besuchende oder auch allein vor dem Womo hockende, nicht genau die gleichen Rechte habe wie jeder andere auch?

Muss ich mich mehr anpassen, oder sind es vielleicht eher die Anderen, die sich anpassen sollten?

Es gibt sooooo viele “ungeschriebene Gesetze” an die ich mich halte… fahre ich auf einen Stellplatz und es gibt eindeutig einige Parzellen die zwar nicht beschriftet sind, die aber extra lang sind… dann stelle ich mich mit meiner unter 6 m langen Omi natürlich nicht gerade da hin, sondern lasse diese großen Plätze für große Wohnmobile frei.

Komme ich zurück zum Stellplatz und meine Nachbarn sitzen vor dem Womo,bekommt natürlich jeder auch zum 3. mal am Tag ein freundliches HALLO !

Sitzen meine Nachbarn gerade beim Frühstück, fange ich nicht genau dann an, meine Kassette zu leeren und sitze ich draußen im Café und meine Tischnachbarn bekommen ihr Essen, mach ich natürlich die Kippe aus!

Ich bin der Meinung, ich achte schon auf wirklich vieles, damit es “zwischenmenschlich” gut funktioniert, aber ich habe dennoch immer wieder das Gefühl, gerade als alleinreisende meinen viele Leute, man müsste am besten der ständig und zu allen Seiten offene Strahlemann sein, der sich sofort zurück nimmt, wenn andere Leute etwas möchten.
Ist man es nicht, strahlt man nicht 24 Stunden am Tag… ist man unnormal… was man ja eh schon ist, wenn man immer alleine irgendwo Auftritt.

Es ist noch gar nicht lange her, da gab es in einer der großen Camping Facebook Gruppen das Thema, dass jemand schrieb, er hätte kein Verständnis wenn Leute bei schönem Wetter im Womo hocken und ab 20 Uhr sei ja sowieso niemand mehr draußen.
Da konnte ich dann natürlich mal wieder meinen Schnabel nicht halten und meinte, ja wieso denn auch nicht, wenn ich im Womo hocken möchte, mache ich das und wenn ich nachts um 2 Uhr noch draußen sein möchte, mach ich das auch. Ich versteh nicht wie er darauf kommt sich über andere zu beklagen, nur weil sie das tun was sie möchten, ohne dabei andere zu stören.
Na dann ging es natürlich ganz schnell weiter zu den Alleinfahrern und das Ende vom Lied war dann, dass es hieß, ja wenn man einen Alleinfahrer als Stellplatz Nachbarn hat, kommt man mit denen ja NIEEEE ins Gespräch!

Hallo??? So ein Kappes! Zum einen werden da erstmal schon wieder alle über einen Kamm geschert! Das kann also schon gar nicht stimmen!

Zum zweiten… schaut euch doch mal viele Paare an die gemeinsam Touren, da ist auch ganz oft einer von beiden der “gesprächige” und der andere ist der ruhige. In dem Fall ist es total ok, wenn sagen wir mal die Frau im Womo ist und da macht und tut und der Mann draußen große Reden schwingt. Da würde niemand sagen, ach die Frau ist aber unhöflich oder so! Wenn überhaupt hieße es, die Frau ist eine ganz ruhige! Das ist in dem Fall aber natürlich ok!

Und zum dritten… wer bestimmt denn eigentlich,dass ich nicht stundenlang im Womo hocken darf? Wer sagt denn, dass ich immer die super gut gelaunte Tussi sein muss, die allein im Womo reist, die bis tief in die Nacht vor dem Womo sitzen sollte, die immer hübsch aufgeschlossen sein muss und habe ich einen Sonnenplatz, soll ich diesen aber bitte sehr für Frau, Kind, Oma, Opa und Mann verlassen?

Ich hab doch genauso das Recht, vertieft vor dem Tablet zu hängen, verträumt im Café zu sitzen oder auch einfach ohne große Lust zu reden, morgens auf dem Womo Treppchen zu sitzen! Wo ist denn das Problem?

Manchmal möchte ich diesen ganzen Reden schwingenden, super Leuten am liebsten sagen, fasst euch doch erstmal an die eigene Nase, bevor ihr euch im Klugscheisser Modus über andere aufregt! Solange ich doch keinen anderen mit meinem Verhalten belästige, ist doch alles gut… und wer in diesen Situationen wen belästigt, lasse ich mal offen !

Ja, ich bin allein als Frau mit dem Wohnmobil unterwegs, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich das „Ihmchen“ sein muss und mich selbst „vernachlässigen“ muss, um als sozial zu gelten!

So… das war mein Wort zum Sonntag!

Bleibt wie immer gesund, eure

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