Hi ihr Lieben,

 

heute wird es privat und persönlich. Wenn ihr also hier seid um auf ein paar Campingtipps zu warten, dann schaut euch lieber auf dem Blog um, denn die wird es hier heute nicht geben.

Hin und wieder nutze ich diesen Blog ja auch für sehr persönliche Themen und genau diesen Fall haben wir jetzt. Heute geht es also nur um mich und vor allem darum, weshalb es hier in der letzten Zeit deutlich ruhiger war… naja und vielleicht geht es auch darum, dass ich mir die letzten Monate einfach mal aus dem Hirn tippen muss. Denn… es ist so viel anders verlaufen als jemals geplant.

Wenn man es genau nimmt, begann alles bereits im Juni 2024. Da wurde nach und nach klar, wir müssen uns allmählich stärker um unseren Vater kümmern, so wie es lange Zeit lief, wird es nicht mehr lange funktionieren. Doch wie das so ist, was meinem Bruder und mir schnell sehr bewusst wurde, sah mein Vater selbst natürlich gaaaaaanz anders! 😉

Also mussten wir uns wirklich viel Zeit nehmen und das Thema immer wieder angehen, ganz nach dem Motto „stetiger Tropfen höhlt den Stein“. Somit waren wir nach dem Caravan Salon zumindest schonmal so weit, dass wir gemeinsam eine Pflegestufe beantragen durften und ZACK! Damit war der erste Moment gekommen, an dem ich eine Auslandstour abbrechen musste, um pünktlich für das Gutachtergespräch daheim zu sein. Tschööö Frankreich und willkommen zurück im Ruhrpott.

 

Naja und so begannen ein Zeit, die ich schon lange im Hinterkopf „befürchtet“ hatte.

 

Meine Ma ist ja bereits seit vielen Jahren tot, mein Bruder ist durch Familie und Job auch stark eingebunden und hat nunmal seinen „getakteten“ Alltag. Naja und so doof es irgendwie auch klingt (und glaubt mir in Teilen war es für mich natürlich auch so), vor allem für meinen Vater bin ich:

  1. Tochter und damit für seinen Jahrgang anders zu bewerten als seinen Sohn.
  2. Krank, behindert, berentet… und damit habe ich ja Zeit satt.
  3. Womo und Internet… reines Hobby, bedeutet ich habe noch viel mehr Zeit!

All diese Themen kann ich meinem Vater nicht mal zum Vorwurf machen (ja ich gebe zu, je nach Tagesform war ich durchaus maßlos wütend wegen dieser ganzen Rotze), aber… andere Zeiten, andere Erziehung und dieses Internet Ding hat er eh nie verstanden, wie auch.

Dementsprechend könnt ihr euch vielleicht vorstellen, war mein letztes Jahr immer wieder bestimmt von, einerseits habe ich ein total schlechtes Gewissen und lege mich aus diesem Grund gehackt und andererseits muss ich aber doch auch arbeiten und zusehen, wie es weiter geht. Und dazu gehören eben in meinem Fall auch Touren!

Also Frankreich frühzeitig gestrichen, mich zuhause gehackt gelegt, dann kam die Keramikversiegelung in Koblenz, zack da lag ich direkt mal flach. Weihnachtsmarkttour, wieder abgebrochen weil es zuhause nicht gut lief, tja und dann kam direkt Anfang des Jahres die CMT!

Bereits während der Messe wurde klar, so gehts nicht weiter, mein Vater braucht jetzt wirklich dringend eine seniorengerechte Wohnung. Was habe ich also getan, zwischen Vorträgen und Messe Terminen war ich immer wieder mit dem Kopf in Dortmund und habe sämtliche Anbieter abtelefoniert. Wir hatten zwar unseren Vater bereits im Sommer heimlich auf eine entsprechende Liste unserer Wohnungsbau eintragen lassen, bekamen aber genau GAR KEIN Angebot! Es gibt einfach zu viele Leute die eine eine solche Wohnung, in unserem Fall am besten mit einem gewissen Senioren Service (wie Notruf, Handwerker, Einkaufen, Mittagstisch usw.), suchen.

Tja doch dann wurde es ernst, Samstag Morgen rief mein Bruder an, unserem Vater gehts nicht so gut, er muss definitiv Montagmorgen zum Doc, aber er hat keine Zeit und alleine wird es mein Vater nicht schaffen aus dem 3. Stock hoch und runter zu kommen (ohne Fahrstuhl). Na super…

Also ratz ratz alle wichtigen Leute informiert, alles eingepackt und von Stuttgart aus nach Dortmund gerast… Wintercamping in den Bergen, so wie ich es eigentlich immer nach der CMT vor hatte, war damit geknickt. Noch am Sonntag habe ich einem Anbieter für seniorengerechte Wohnungen eine lange, relativ dramatische Mail geschrieben, habe es dann irgendwie geschafft meinen Vater aus der 3. Etage zu bekommen und nach dem Doc haben wir es gemeinsam auch wieder hoch geschafft, da klingelte mein Handy.

Lange rede kurzer Sinn, der Anbieter der Wohnungen hat sich gemeldet, wir haben relativ lange telefoniert und siehe da, bereits für Donnerstag konnte ich eine Besichtigung vereinbaren,  denn zwei Wohnungen waren gerade frei. Da mein Vater ja mittlerweile LEIDER selber spüren musste, dass es so nicht weiter gehen konnte, war sogar er froh, dass vielleicht eine Chance auf eine passende Wohnung besteht.

Tja und wie soll ich es euch sagen, der Begriff JACKPOTT passte schon ziemlich gut. 

Eine super schöne, schnuckelige, helle Wohnung mit einem grooooßen Balkon, 100% seniorengerecht, mit allem drum und dran, noch gerade halbwegs bezahlbar und das auch nur 1,5km von seiner alten Wohnung entfernt. Noch in der selben Stunde der Besichtigung hat unser Vater fest zugesagt und 5 Tage später konnten wir den Mietvertrag zum 1. März unterschreiben.

 

PERFEKT! Dachten wir, doch es sollte anders kommen. 

Da wir nur einen knappen Monat Zeit hatten und ich sag mal so, nach ca. 20 Jahren sammelt sich doch einiges in einer Wohnung an (oder in der Markise und den Kellerräumen 😉 ), bestand mein Februar vor allem aus organisieren, planen und packen, so dass unser Vater pünktlich in der ersten März Woche samt Umzugsunternehmen umziehen konnte. Und ja, da mein Vater ja mittlerweile eine Pflegestufe hatte, konnten wir so einige Zuschüsse beantragen… doch auch diese Dinge mussten ja erstmal in Erfahrung gebracht werden und beantragt werden. Ich sag es euch… alt werden in Deutschland… nach den Erfahrungen der letzten Monate graut es mir davor!

Auf jeden fall lief der Umzug erstmal ganz gut, mein Vater fühlte sich von der ersten Nacht an wohl in seiner neuen Wohnung und nachdem soweit erstmal alles geschafft war, dachte ich mir… nutz die Zeit bis zu den Osterferien, dann fährt mein Bruder mit Familie in den Urlaub und einer von uns sollte greifbar in Dortmund sein, jetzt hast du noch 2-3 Wochen für ein bisschen Nordseeluft.

Ich bin Dienstag los gefahren und bekam Mittwoch von meinem Bruder den Anruf, Vaddern hat soooo viel Wasser im Körper, der Hausarzt sagt er muss in die Klinik, ich bringe ihn morgen hin. Aber, erstmal alles entspannt, nichts dramatisches, kannst noch an der Küste bleiben.

HMMMMMM….

Ich bin dann auch tatsächlich noch im Norden geblieben, wir haben drölftausendmal am Tag telefoniert, aber natürlich war ich schon wieder mit den Gedanken nur in Dortmund. Und immer dieses schlechte Gewissen! Hinzu kam allerdings auch noch und sorry…

 

… aber das halte ich wirklich für ein ERNSTHAFTES Problem!

 

Dazu muss ich kurz ausholen… der Hausarzt hat meinen Vater in eine Klinik überwiesen, in die ich persönlich keinen Fuß mehr setzten würde. Ja ich weiß, alle Kliniken haben so ihre Probleme, bitte glaubt mir, ich kenne das Thema mehr als gut genug, aber diese Dortmunder Klinik war schon vorher eine Vollkatastrophe! In ganz vielen belangen!

Dazu kam noch… mein Vater hat von Körper und Medizin so GAR KEINE Ahnung, also wirklich. Und das meine ich schmunzeln liebevoll!!! Aber wenn mein Pa sagt, ihm tut das Bein weh, dann kann es gut sein, dass er einen Zeh meint. 🙂  Und da ich ja mal Physio war und meine eigene Geschichte habe, kenne ich mich (zumindest von uns Dreien) medizinisch am Besten aus.

Damit war auch klar, also die Visiten und Untersuchungsergebnisse mussten am Besten mit mir besprochen werden (mein Vater hat dann immer schon vorher knallhart das Handy gezück, gewählt, ich habe gewartet und er hat gesagt: „Sie müssen gar nicht erst mit mir reden, sie verstehe ich eh nicht, machen sie das lieber mit meiner Tochter, die erklärt mir das besser!“

Nur… jetzt muss ich die richtigen Worte wählen… das mit dem Verstehen, lag leider nicht nur am medizinischen.

Ich verstehe ABSOLUT, dass unser Gesundheitswesen Unterstützung aus anderen Ländern benötigt. Vollkommen klar! Aber mein Vater ist sogar privat Patient, er hat dadurch Chefarztbehandlung, die vertraglich in den Kliniken natürlich mittlerweile auf „wen auch immer“ abgeschoben wird! Aber wenn dieser Stationsarzt dann soooo schlecht deutsch spricht, dass mein Vater ABSOLUT CHANCENLOS ist auch nur 3 Wörter zu verstehen und selbst ich am Telefon Riesen Probleme habe, den Arzt, die Befunde und weiteren Maßnahmen halbwegs zu verstehen, dann ist das eine rieeeeesen Scheiße!

Lange Rede kurzer Sinn, Sonntag wurde klar, mein Vater braucht einen Herzkatheter, aber kein Mensch versteht so richtig warum und wieso… ich muss die Tour abbrechen und persönlich mit dem Arzt sprechen! Also wieder zack, zack alles zusammen gepackt und ab nach Dortmund!

Selbst im persönlichen Gespräch war es mit der Verständigung schwer. Wir konnten dann teilweise auf die lateinischen Begriffe wechseln, so ging es halbwegs… mit Händen und Füßen!

Entschuldigt, aber da hilft es letztendlich auch wenig, dass der junge Doc echt nett war, aber ….  all in all… schwierig!

Nicht sehr verwunderlich, das fast zur selben Zeit ein langer Bericht über das Klinikum und seinen bevorzugten Umgang mit günstigen, ausländischen Mitarbeitern im Focus (ich glaube es war der Focus) erschien.

 

Gut… oder schlecht… aber weiter ging es.

 

Letztendlich war mein Vater gute 14 Tage in der Klinik und freute sich danach sehr wieder auf sein neues Zuhause. Aber die Probleme blieben groß. Ich muss versuchen euch das Ganze möglichst kurz zu erklären.

Die Untersuchungsergebnisse haben gezeigt, das die Herzklappen meines Pa’s komplett hin waren. Für neue Herzklappen sei aber aber zu alt, es gibt aber die Möglichkeit so eine Art klammer auf die Klappen zu setzten. Ein kleiner Eingriff der ähnlich abläuft wie ein Herzkatheter. Da die Klappen so kaputt waren, wurde mein Vater mit speziellen Medikamenten für eine Woche entlassen, Sozusagen mal flott für einige Tage heim, bisschen die gute Zeit genießen, die Medikamente musste er in einer sehr hohen Dosis nehmen, aber für einen kurzen Zeitraum sollte das alles so funktionieren.

Oki doki… einerseits waren wir alle natürlich froh, dass mein Pa erstmal heim kommen konnte, aber klar… da sein Herz wenig Leistung hatte, mussten wir uns natürlich um alles weitere kümmern,. Aber alles gut… machen wir ja gerne.

Der ganz große Haken an der Sache… die verdammte Klinik meldete sich nicht! Abgesprochen war, sie melden sich innerhalb von ca. 3 Tagen mit einem Termin nächste Woche. Doch es passierte NICHTS! Nicht nach 3 Tagen, nicht nach 7 Tagen, nicht nach 14 Tagen!

NATÜRLICH war ich zwischendurch in der Klinik, natürlich habe ich sogar im Chefarzt Sekretariat einen mörder Trouble gemacht und  getobt, aber es half nichts! Die haben mich am langen Arm verhungern lassen! Und so passierte was passieren musste… ich schwöre euch… ICH WUSSTE ES! IICH WUSSTE DASS ES SO KOMMEN WIRD, ABER … MAN NIMMT MICH JA NICHT ERNST!

Wie gesagt, mein Vater wurde mit vielen Medikamenten in sehr hoher Dosis VORRÜBERGEHEND entlassen! Darunter auch Medikamente, die das viele Wasser aus dem Körper „spülen“. Gleichzeitig wurde uns aber immer wieder gesagt, „die eine Woche lang“ soll mein Vater nicht mehr als 1,5 Liter am Tag trinken.

DAS KONNTE NICHT GUT GEHEN!

Einerseits spülen die Medikamente die gesamte Flüssigkeit massiv aus dem Körper, andererseits darf er aber nur geringe Mengen „nachfüllen“.

 

Tja und so kam es, wie es kommen musste.

 

Ostersamstag (mittlerweile war mein Vater fast 3 Wochen zuhause) rief mein Bruder aus dem Supermarkt an in dem er gerade stand, Papa ist auf dem Balkon zusammengebrochen und schafft es nicht mehr hoch, er fährt sofort hin.

Unter größtem Protest hat mein Bruder dann den Krankenwagen gerufen, doch obwohl die RTW Besatzung den Arztbrief zu lesen bekam, haben sie meinen Vater erstmal in die Unfallklinik gebracht.

Während mein Bruder schaute, dass mein Vater gut im Krankenwagen ankam, bin ich sofort zur Unfallklinik gefahren um unseren Vater dort in Empfang zu nehmen. Durch die Blutverdünner hatte er natürlich viele dicke Prellungen, aber ansonsten ging es ihm soooooweit ok und es kam was kommen musste, die Docs in der Unfallklinik haben sofort gesagt, ihr Vater ist bei uns falsch, er muss wieder ins Klinikum Mitte in die Kardiologie.

Mittlerweile hatten wir späten Nachmittag als er wieder in die Klinik (Klinikum Dortmund Mitte) verlegt wurde, in der er auch vorher war und in dem er kleine Eingriff stattfinden sollte. Während er mit dem Krankenwagen transportiert wurde und wir Kinder erfahren haben, dass er bereits am Tag zuvor zusammengebrochen ist uns davon aber lieber mal nichts gesagt hat… bin ich mit dem Auto zum anderen Krankenhaus gedüst, um weiter für unseren Vater da zu sein.

 

Und dann kam es… ich schwöre euch hoch und heilig, es war genau so…

 

Mein Vater kam gegen 18 Uhr in der Notaufnahme an, man legte ihn auf diesen schmalen Behandlungsliegen irgendwo in einen der hintersten Behandlungsräume und dann passierte nichts mehr.  Keine Übertreibung!!! Genau so hat man uns bis 2:30 Uhr Nachts da warten lassen. Joaaaaa, der Kardiologe ist noch nicht im Haus, noch nicht da oder wo auch immer.

Versteht mich nicht falsch, ich verstehe absolut, dass es in so einer Notaufnahme lebensbedrohliche Fälle gibt und es daher manchmal dauert. Und da ich zwischendurch zweimal im Wartezimmer warten musste, während mein Vater aufs Klo musste, gab es 100.000% ig auch einige der bedauerlichen… „Ich bin perfekt geschminkt, ich bin gepflegt, ich habe eine Hochsteckfrisure und bin fantastisch aufgebrezelt, aber jetzt, Samstagabend fällt mir ein, dass mir seit 3 Wochen die Schulter weh tut“ Fälle. (Ja genau so war es, ich konnte gar nicht weghören).

Aber was dann geschah, setzte allem die Krone auf!

Um 2:30 Uhr schneite ein UNGLAUBLICH unsympathischer und unfassbar von sich selbst überzeugter Jungarzt in den Raum, schaute sich meinen Vater EINMAL optisch an, machte ansonsten NICHTS (!!!) und sagte dann zu mir, joaaaaa… also eigentlich können sie ihren Vater jetzt wieder nach hause bringen und die Begründung war das Schärfste:

„Da ja Ostern ist, möchte die Klinik so wenig Patienten wie eben möglich auf den Stationen haben, darum würden sie nur lebensbedrohliche Fälle aufnehmen und das sei mein Vater ja aktuell eher nicht“.

Ich bin da so dermaßen ausgerastet, ich glaube diesem verdammten Schnösel von dämlichen Jungarzt wusste nicht mehr wie ihm geschah! UND DAS WAR AUCH GUT SO!!!!

GOTT SEI DANK, KENNE ICH MICH ZUMINDEST SO GUT AUS, DASS ICH IHN MIT SEINEN EIGENEN BESCHISSENEN FACHBEGRIFFEN SCHLAGEN KONNTE! Ich bin nicht laut geworden oder so, das überhaupt nicht… aber ich bin mir relativ sicher, ihm wurde selten so viel Druck gemacht!

Nur um das nochmal kurz zu wiederholen…

Die Klinik hat es mit den Medikamenten und Terminen ABSOLUT verschissen und das GANZ KLAR zu Lasten der Gesundheit meines Vaters. Mein Vater war deutlich sichtbar,  massiv ausgetrocknet und sie haben ihm NICHTMAL eine Infusion Flüssigkeit angehangen, obwohl ich es mehrfach in der Notaufnahme gesagt habe! Und dann kommt dieser UNSYMPATH von möchtegern Arzt nach 8,5 Stunden Wartezeit in das Räumchen und sagt mir, ich kann meinen Vater mitten in der Nacht wieder heim bringen.  Ach so er lebt alleine, ja dann wäre es schon ganz gut, wenn die Angehörigen so lange bei ihm wären, bis er einen Termin für den kleinen Eingriff bekommt.

 

Boaaaa… alleine wenn ich es jetzt wieder Tippe könnte ich ausrasten!

 

Ende vom Lied… um Punkt 3 Uhr nachts war mein Vater auf der Station in einem Zimmer und ich zu Fuß auf dem Weg nach Hause. Das Einzig gute an dieser Klinik war, dass sie nur ca. 20 Minuten Fußweg von mir zuhause entfernt liegt.

Sorry aber ich MUSS euch noch erzählen, was dann am nächsten Tag geschah!

Obwohl ich es sowohl dem Pflegepersonal als auch der komischen Feiertags-Stationsärztin gesagt habe, bekam mein Vater weiterhin keine Infusionen mit Flüssigkeit. Aber er war durch die Medikamente sooooo massiv ausgetrocknet, das konnte er niemals über normales trinken auffüllen.

Was passierte also… er brach Ostersonntag Nachmittag, als ich gerade bei ihm war, erneut zusammen. IM SITZEN! Also nichtmal im stehen oder während des Aufstehen. Nachdem ich Alarm gemacht habe und sie den Blutdruck meines Vaters gemessen haben, wurden sie plötzlich schnell! Da hatte mein Dad noch einen Blutdruck von 30 zu 18 (normal sind klassisch 120:80) und schau an… ER BRAUCHTE ENDLICH FLÜSSIGKEIT!!! 

Insgesamt blieb mein Vater dann doch nochmal knapp 14 Tage in der (meiner Meinung nach) miesen Klinik. NATÜRLICH habe ich versucht ihn in eine bessere Klinik verlegen zu lassen, die haben ihn aber (trotz privat Patient) abgelehnt, da ja alle Voruntersuchungen bereits in der anderen Klinik erfolgt sind. (War wohl zu wenig an ihm zu verdienen)

Zumindest gaben uns diese 14 Tage Zeit einen Weg zu finden, wie es nach der Klinik weiter gehen kann. Denn langsam wurde mit uns ehrlich gesprochen und so wurde klar, dass der Termin für den Eingriff sicherlich noch weitere 4-6 Wochen dauert.

Auch das ist alles äußerst mysteriös…

denn anscheinend ist es so, dass die Termine für solche Eingriffe AUSSCHLIEßLICH von einem Oberarzt bestimmt werden. Der alleine entscheidet, wann und wie er Zeit hat, die Menschen zu „operieren“ und wie oder besser gesagt wonach er entscheidet, wer einen dieser Termine bekommt, habe ich leider nie erfahren. … ein Schelm wer böses dabei denkt!!!

Aber wie gesagt, zumindest konnten wir so zusammen mit dem Sozialdienst der Klinik überlegen, wie es weiter geht. Erste Maßnahme, wir brauchen DRINGEND eine höhere Pflegestufe! Auch das ist so ein Thema, da denkt man doch, das kann nicht wahr sein!!!

Rechtlich ist es tatsächlich so, dass ein Sozialdienst die Erhöhung der Pflegestufe als Eilantrag beantragen kann. Genau so haben wir es auch gemacht, bzw. der Sozialdienst der Klinik hat den Eilantrag gestellt. UND RECHTLICH MUSS DIESER ANTRAG DANN VON DEN PFLEGEKASSEN INNERHALB VON 7 TAGEN BEARBEITET WERDEN!

Machen die Kassen aber einfach nicht! Bzw. vorrangig wohl die privaten Pflegekassen halten sich einfach nicht an dieses Recht. Man kann dann rechtliche Schritte einleiten und erhält pro Woche 70 Euro Entschädigung! Die 70 Euro sind allerdings ein Witz bei den Kosten die da auf einen zukommen!

Letztendlich war es dann so, dass mein Vater 14 Tage in der Klinik aufgepäppelt wurde und dann 3 Wochen lang in eine spezielle ambulante Seniorenreha ging. Diese spezielle „Tagesklinik“ wird nämlich über die Krankenkasse bezahlt und dadurch hatten wir mehr Zeit, die Pflegestufe zu erhöhen. (Solltet ihr selbst mal in dieser Situation sein… ganz wichtig, diese Senioren Reha muss als TagesKLINIK ausgewiesen sein!!! Die bekannte Tagespflege läuft über die Pflegestufe. Die TagesKLINIK über die normale Krankenversicherung)

Zum Glück war unser Vater voll mit im Boot und fand die Reha auch echt gut, einzig das tägliche sehr frühe Aufstehen zur Abholung war nicht so sein Fall, aber ich ziehe meinen Hut, mein Pa hat diese 3 Wochen voll durchgezogen. Unter uns gesagt, das ist schon alles ein straffen Programm. Mein Vater wurde von Montags bis Freitags um 7 Uhr Morgens abgeholt, war dann den ganzen Tag in der Reha und war dann erst so gegen 16:30/ 17 Uhr wieder zuhause. Das waren schon echt anstrengende Wochen für meinen Vater, aber wir alle hatten ja die Hoffnung, das macht ihn insgesamt wieder etwas fitter für den anstehenden Eingriff und danach folgt ein schöner Sommer in seiner neuen tollen Wohnung.

 

Doch es sollte ganz anders kommen… 

 

Während mein Vater die letzte Reha Woche absolvierte, klingelte Montags mein Handy… die Klinik! Unser Vater könne Donnerstag stationär kommen und Freitag würde dann der kleine Eingriff vorgenommen.

JUHUUUU… ENDLICH!!!

Ich hatte es schon im Hinterkopf geahnt, ab diesem Freitag startete die Technik Caravane, zu der ich auch ganz fest zugesagt hatte. Aber mein Bruder war ja da, uns wurde IMMER WIEDER gesagt, es handelt sich um einen kleinen Eingriff, das ist keine große Sache, wir müssen uns keine Gedanken machen und zuletzt… die Veranstaltung fand in Düsseldorf statt, zur Not wäre ich schnell wieder in Dortmund.

Also brachte mein Bruder unseren Vater Donnerstag in die Klinik, die beiden haben die ganzen Vorgespräche absolviert und während ich Freitag zur Technik Caravane gefahren bin, wurde der Eingriff vorgenommen. Uns wurde aber Donnerstag schon gesagt, dass Papa nach dem Eingriff eine Nacht auf der Intensiv bleiben müsste, das würde aber JEDEM Patienten so gehen. Letztendlich ist es halt immer noch eine Klammer am Herzen.

Genau so passierte es dann auch, der Eingriff verlief gut, mein Bruder war Freitag bei meinem Pa, der noch durch die Narkose ziemlich bedudelt war, aber mich erreichte ein „Daumen hoch Foto“ der Beiden. Puhhhh… Gott sei dank, alles gut soweit.

Das Einzige und ich muss es so betonen weil es für alles Weitere wichtig ist… mein Bruder hatte sich auf der Intensiv gewundert, dass mein Vater keinen Urin Katheter hatte. Das war einfach alles in den Wochen zuvor ein Riesen Thema, weil mein Pa ja die starken Medikamente zur Entwässerung nehmen musste und den beiden wurde vorher gesagt, dass man ihm für die Op einen Katheter legen würde.

Darum hat mein Bruder dann noch auf der Intensiv gefragt, ob er doch keinen Katheter brauchte und darauf meinte eine Pflegeperson: „Ja, nee… das Legen hat nicht so gut funktioniert, da müssen wir gleich nochmal schauen“.

Hmmm.. alles klar… ok!

Mein Vater erholte sich dann auch gut, so dass er Samstag auf die normale Station verlegt wurde und siehe da, als mein Bruder am Sonntag bei unserem Pa war, hatte er auch einen Urin Katheter. Foto von Sonntag… beide grinsen in die Kamera, beide Daumen hoch!

Und dann wurde alles anders… 

Ich bin Sonntag wieder heim gefahren und bin Montag Vormittag zur Klinik gelaufen. Da kam ich in das Zimmer meines Vaters und sah direkt, joaaaaa… da war ordentlich Blut im Urin. Gut, jetzt muss man dazu sagen, mein Vater nimmt ja schon lange Blutverdünner, da können selbst kleine Kratzer optisch viel schlimmer aussehen als sie sind. Das kennen wir…

Insgesamt war mein Pa ok drauf, aber ich empfand ihn geistig ziemlich durch den Wind. All in all.. ich wollte mit einem Arzt sprechen, denn entschuldigt, aber diese 08/15 Standart Antworten der Pflege waren mir nicht genug! Denn 08/15 Hinweis auf Blutverdünner und Narkose… soweit kann ich selber denken.

Zur Visite war leider niemand zu finden, aber so gegen 13 Uhr konnte ich mit der wirklich sehr, sehr netten Stationsärztin sprechen. Warum auf der selben Station STÄNDIG die Stationsärzte wechseln weiß ich nicht, aber diesmal war es nicht mehr der griechische Doc sondern eine Ärztin. Allerdings war das Ergebnis, puhhhhh, ach was soll ich euch sagen…

Ja das Blut im Urin sei ihnen auch schon aufgefallen. Allerdings haben sie in dieser Klinik keine Urologie, die Urologie sitzt in der 2. Klinik. (Insgesamt handelt es sich um das Klinikum Dortmund, aber das Klinikum hat zwei Standorte. Einmal die Unfallklinik im Dortmunder Norden und einmal das Klinikum Mitte hier bei mir in der Innenstadt)

Naja man können jetzt ein Konzil beantragen, aber das würde für meinen Vater bedeuten, er wird mit einem Krankentransport in die andere Klinik gebracht und erfahrungsgemäß lässt man die Patienten dann erstmal stundenlang irgendwo auf dem Flur stehen. Da mein Vater eh geistig nicht so fit war, wolle sie das unbedingt vermeiden. Allerdings geht die Urologie einfach nicht ans Telefon, wenn sie die Nummer der Ärzte aus Mitte sehen, darum kann sie nur weiter versuchen da anzurufen. Sehr wahrscheinlich werden die aber auch nur empfehlen die Blase zu spülen und das hätte sie längst angeordnet. Ob denn noch kein Spülkatheter angehangen wurde? (Keine Panik, das klingt viel schlimmer und unangenehmer als es ist, ich nehme mal vorweg, mein Vater hatte nie Schmerzen!!!)

Ich sage: Nein, der Spülkatheter hängt nicht! Schön, dass sie es heute Morgen um 7:30 Uhr zur Morgenvisite gesehen und angeordnet haben, mittlerweile ist es fast 13:30 Uhr und nein… nichts!

Dann ist die Ärztin direkt zur Pflege gegangen und hat denen gesagt, sie sollen das bitte JETZT SOFORT anhängen! Es folgte tatsächlich noch kurze Disskussionen 🙁 🙁 🙁 , aber dann wurde endlich gespült.

Ich würde wetten, hätte ich das Thema nicht bei der Ärztin nochmal angesprochen, wäre an diesem Tag nichts mehr passiert!!! Ich habe der Ärztin dann nochmal eindringlich klar gemacht, dass wir Angehörige sind, die ein Auge auf das ganze haben und ich hoffe sehr, dass sie und ihre Diensthabenden Kollegen Abend/ Nachts das ganze im Auge behalten.

Und dann kam der Dienstag!!!

Wir haben eine Familien Whats App Gruppe in der wir uns immer Guten Morgen sagen, vorrangig schon vor vielen Jahren erstellt, damit wir jeden Morgen von Papa mal eben hören, dass alles ok ist.  Nachricht von meinem Pa an diesem Morgen: hurteen Nergen, mir gehs so ies!

Übersetzt: Guten Morgen, mir gehts so mieß!

Alles klar, ich sofort raus aus dem Schlafanzug, rein in die Klamotten und ab zur Klinik! 30 Minuten später war ich bei ihm, da war massiv viel Blut im Urinkatheter, also eigentlich nur Blut und Papa schlief tief und fest. War aber nicht bewusstlos sondern wirklich „nur“ tief und fest am schlafen. Plus… er hatte erstmalig hohe Bettgitter am Bett!

Ich bin dann sofort zur Pflege und wollte wissen was los ist? Ja ihr Vater war heute Nacht sehr unruhig und ist immer wieder aufgestanden, darum die Bettgitter. Sie denken aber, das liegt alles noch an der Narkose. Das sei bei älteren Menschen ziemlich normal. Und das viele Blut, das läge nur daran, dass die Blase ja jetzt gespült wird. Das sei also gar nicht so viel Blut sondern vor allem Wasser mit ein bisschen Blut gemixt, darum sei das so rot!

Ich habe direkt gedacht, niemals! Darum: Ok, DANKE… ich will trotzdem einen Arzt sprechen und zwar jetzt gleich, nicht erst wieder ab 13 Uhr!

Pflege: Ähmmm jaaaaa… die Ärztin ist gerade noch bei der Visite, vielleicht danach!

Es war ja erst ca. 8 Uhr oder kurze zeit später. VIELLEICHT danach?

Auf gar keinen Fall, nicht mit mir! Also habe ich mich einfach vor dem Zimmer der Visite positioniert und die Ärztin direkt abgefangen! Da wir uns am Tag zuvor sehr gut verstanden haben und auch erstaunlich offen über die Klinik und das Gesundheitswesen im allgemeinen gesprochen haben, kam sie dann auch alsbald zu mir.

Ich habe ihr dann direkt gesagt, DA STIMMT WAS NICHT!!! DAS IST SO NICHT NORMAL!!! Und sie soll sich den Beutel einfach mal selber anschauen, das ist kein Wasser mit ein bisschen Blut, das ist eine echte, frische Blutung!!! Ob sie den aktuellen HB Wert schon abgenommen hat? (HB Wert zeigt die roten Blutkörperchen an und wenn der Wert sinkt, hat der Mensch irgendwann zu wenig rote Blutkörperchen im Körper. Also einfach gesagt, an dem Wert kann man erkennen ob Papa viel Blut verliert.)

Die Ärztin: Sie hat den Wert schon angeordnet, sie selber muss jetzt aber in den Op, aber ihr Kollege (der stand da auch noch in der Nähe) weiß bescheid, der wird den Wert jetzt gleich kontrollieren. Der weiß bescheid, der macht das jetzt gleich sofort! 100.000% ig!

Hmmmm… ok! Ich bin dann nochmal zu meinem Vater gegangen, der schlief aber weiterhin tief und fest und da seine Nacht ja so beschissen war, dachte ich… ok, lass ihn schlafen, das ist gerade das Beste was er machen kann. Ich bin dann noch ca. eine Stunde geblieben, in der Zeit war kein Arzt da, aber ich wusste auch nicht genau, ob sie schon vorher Blut abgenommen hatten für diesen Wert. Und dann musste ich raus, weil sein Zimmernachbar ein psychologisches Gespräch hatte.

Das sollte auch ein Weilchen dauern… darum bin ich dann erstmal wieder schnell nach hause gegangen, habe aber beim verlassen nochmal an den HB Wert erinnert. Ja, ja, ja der kommt jetzt sofort. Das war so um 9:30 Uhr.

Um 13:30 Uhr klingelte mein Handy, die nette Ärztin! Sie kam gerade aus dem Op und hat gesehen, dass noch immer kein HB Wert da war, darum hat sie gerade einen gemacht… das dauert anscheinend nur ein Paar Minuten bis die Ergebnisse da sind.

 

DER HB WERT IST DEUTLICH GESUNKEN, MEIN VATER BRAUCHT JETZT ZÜGIG BLUTKONSERVEN! 

 

Alles klar, ich komme sofort… 20 Min. später stand ich in der Klinik! Ich kürze das alles jetzt mal etwas ab, nur glaubt mir, mein Bruder kam auch noch dazu, wir haben versucht Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen!

Um 13:30 Uhr hatte mein Vater noch einen HB von 5,5 was schon deutlich zu wenig ist.

Ich hatte dann mehrere Gespräche mit der netten Ärztin, die dann auch mal erwähnte, dass dieser Klipp Eingriff bei meinem Vater als Hochrisiko Eingriff angesetzt war… davon hatte man uns NIEMALS auch nur im geringsten etwas gesagt!!!! 

Letztendlich hat es nochmal 6 STUNDEN gedauert, bis mein Vater die erste Blutkonserve bekam. Zu dem Zeitpunkt war er immer mal wieder Bewusstlos. Es hat halt so lange gedauert bis das alles „beantragt war“ und dann haben sie das Blut nicht als Notfall angemeldet, sondern als „normale“ Konserve. Das bedeutet aber, die Konserven werden vorher nochmal stundenlang im Labor überprüft. Und das hat eben alles gedauert.

Mein Bruder und ich waren natürlich maßlos bedient, aber jetzt hingen zumindest zwei Konserven und zwei weitere lagen bereit. Da es mittlerweile 19:30 Uhr war und der Bettnachbar natürlich auch seine Ruhe brauchte, haben wir die Klinik erstmal verlassen… mit einem ganz miesen Bauchgefühl. Aber sowohl der diensthabende Arzt als auch SÄMTLICHE Schwestern und Pfleger auf der Station, haben uns ihr Wort gegeben und hoch und heilig versprochen, sollte in der Nacht irgendwas sein, werden sie absolut sicher anrufen!

Natürlich haben wir maximal beschissen geschlafen, aber das Telefon blieb ruhig! Puhhhhh… das schien ja erstmal gut zu sein!

 

Ziemlich früh Morgens ist mein Bruder zur Klinik gefahren und es sollte nicht zu glauben gewesen sein!!!

 

Mein Bruder kam in das Zimmer meines Vaters, kein Bett da, kein Papa da! Wo ist unser Vater?

Ähmmm, ja guten Morgen, der Zustand ihres Vaters hat sich in der Nacht deutlich verschlechtert, darum wurde er auf die Intensivstation gelegt.

NIEMAND HAT UNS ANGERUFEN!!!! Diese Klinik ist das Letzte!

Lange Rede, kurzer Sinn, in der Nacht hatte mein Vater noch einen HB von 3,4 was absolut Lebensbedrohlich ist. Als mein Bruder bei ihm auf der Intensiv stand, haben sie uns dann erzählt, er hat mittlerweile 9 Blutkonserven bekommen, wahrscheinlich hat man beim Katheter legen die Harnröhre oder die Blase verletzt! Daher die starke Blutung. Man hat jetzt auch die Blutverdünner abgesetzt, das ist sicherlich nicht gut fürs Herz, aber die Blutung ist erstmal wichtiger. Es scheint aber so, als würde die Blutung mittlerweile nachlassen. (Nur mal so… ein Urologe wurde die ganze Zeit nicht eingeschaltet)

Jetzt lag unser Vater also auf der Intensiv Station, war laut bei Bewusstsein und alles sah relativ mies aus.

Doch unser Papa wäre ja kein echter Speckmann, wenn es das gewesen wäre. 🙂

Zum Erstaunen aller gekrabbelte sich unser Vater von Tag zu Tag mehr. Der Mittwoch war mies, der Donnerstag deutlich besser, am Freitag saß er schon wieder munter im Bett und hat sich erst ein ordentliches Eis aus der Eisdiele gewünscht und zum Abend hin noch eine kalte Zitronenlimo. 🙂

Natürlich waren wir in dieser ganzen Zeit jeden Tag viele Stunden bei ihm. Mein Bruder konnte sich frei nehmen und war immer morgens und Vormittags bei ihm, dann haben wir ihm eine Mittagspause gegönnt und ich habe ab frühen Nachmittag übernommen.

Die ganze Situation war soooo gut, dass es Samstag hieß, morgen kann er wahrscheinlich wieder auf die normale Station verlegt werden. 🙂

Da ich an diesem Samstag zum Grillen eingeladen war, habe ich die Klinik wirklich entspannt und gut gelaunt gegen 16:30 Uhr verlassen. Wichtig für euch zu wissen, mein Vater war zu diesem Zeitpunkt echt gut drauf, hatte allerdings zwischendurch immer mal wieder deutliche geistige Aussetzer. Das haben die Ärzte und das Pflegepersonal natürlich auch mitbekommen.

Zudem lag der Klinik natürlich eine Patientenverfügung vor und es gab eine Vorsorgevollmacht auf mich laufend, ich durfte, sollte, musste also Entscheidungen treffen bzw. Zustimmen, wenn es um irgendwelche Eingriffe ging, sollte mein Vater diese Entscheidungen gerade nicht treffen können. Dazu nochmal der Hinweis, mein Vater hat IMMER ALLES medizinische mit mir abgesprochen, selbst welche Impfen er machen soll, weil er einfach keine Ahnung hatte.

So… das nur nochmal zum allgemeinen.

Ich habe die Klinik also um 16:30 Uhr verlassen und habe beim rausgehen sogar noch gesagt, ich gehe heute ein bisschen früher, aber mein Pa ist ja echt gut drauf, oder gibt es heute noch irgendwelche Baustellen? Antwort von seiner Pflegeperson… nein, ihr Vater hat sich ja so toll bekrabbelt, einzige Baustelle… morgen wahrscheinlich Verlegung auf Station! 🙂

Ich bin dann in die U-Bahn gestiegen und bin zum grillen gefahren. Eine gute Stunde später klingelt mein Handy, Papa: Isi, ich weiß gar nicht wo ich bin, bitte hole mich hier ab, bitte Isi, bitte, bitte ich habe so Angst, bitte, bitte Isi hole mich ab!!!

 

Ich konnte es nicht fassen… WAS IST DA PASSIERT???

 

Ich habe dann sofort auf der Intensiv angerufen und habe gefragt, was haben sie mit meinem Vater gemacht???

Jaaaaaa, also der Arzt hat bei ihrem Vater gerade die Lunge punktiert und eine Drainage an die Lunge gesetzt, dafür bekommen die Patienten starke Medikamente, wahrscheinlich ist er darum so durch den Wind. Aber machen sie sich keine Sorgen, wir passen schon gut auf ihn auf.

Ich: HABEN SIE IHM DAZU DAS MEDIKAMENT XY GEGEBEN??? SIE WISSEN DAS MEIN VATER DIESES MEDIKAMENT NICHT VERTRÄGT, STEHT DICK IN SEINER AKTE!!! Mal abgesehen davon, dass seine Nieren dieses Medikament nicht vertragen, reagiert er darauf paradox… unter anderem mit starken Halluzinationen und deutlicher Aggressivität.

Nein, nein, nein… das hat er natürlich nicht erhalten! Steht ja auch dick in seiner Akte!

In dieser Nacht rief mich mein Vater insgesamt 14 mal an…. ES WAR GANZ, GANZ FURCHTBAR!

 

Natürlich war ich am nächsten Morgen direkt früh in der Klinik, ich wollte wissen was genau da passiert ist!!!

Erstmal kam ich an sein Bett, da war mein Vater komplett fixiert, schlief und war kaum erweckbar.  Dann habe ich mir seine zuständige Pflegerin geschnappt und wir haben sehr deutliche Worte gewechselt.

Warum wurde plötzlich dieser Eingriff vollzogen?

Ja mein Vater hatte ja Wasser in der Lunge und man wollte ihm Erleichterung schaffen. Er hatte bis 16:30 Uhr keinerlei Atemprobleme!!!! Warum ist er fixiert? Tjaaaa… er ist in der Nacht wohl sehr aggressiv geworden und hat stark halluziniert, dabei hat er sich unter anderem die Drainage die an der Lunge saß raus gerissen, hat sich sämtliche Zugänge raus gerissen und hat sich leider auch den Blasenkatheter rausgerissen. Mittlerweile hatte er einen neuen, mit neuem Blut im Urin!

Erst nachdem ich 5 weitere Male nachgefragt habe und damit gedroht habe, dass ich jetzt eine Kopie seiner Akte sehen möchte, die nötigen rechtlichen Dinge liegen vor, kam die Schwester nochmal zu mir und hat mir dann gesagt, dass er NATÜRLICH das Medikament erhalten hat, welches er nicht verträgt!!!

Letztendlich konnte ich auch noch ein Gespräch mir der kleinen Jungärztin führen, die den Eingriff vorgenommen hat. Ihre Aussage, sie hätte das alles vorher ganz genau mit meinem Vater besprochen, auch dass das doch mehr sei als Blut abnehmen und mein Vater hat das auch alles verstanden und zugestimmt.

Leute… je länger ich darüber nachdenke, je überzeugter bin ich davon… IM LEBEN NICHT! Wenn mein Vater das alles verstanden hätte, hätte er mich 100.000%ig vorher angerufen! Und wenn er es nicht verstanden hat, hätten sie es ohne meine Zustimmung nicht machen dürfen, zumal in dem Moment keine Lebensgefahr bestand!

Meine Theorie, die allerdings wirklich nur aus Erfahrungen heraus getippt ist…

Morgens erfolgte die Visite auf der Intensiv immer durch eine Oberärztin. Diese Oberärztin war klasse, wir haben viele gute Gespräche geführt und vor allem hat sie den Zustand meines Vaters realistisch eingeschätzt. Und während dieser Visite hatten die Docs immer einen rollenden Computer samt Ultraschall dabei.

Ich würde wetten, die Oberärztin hat morgens mal eben schnell, während der Visite, bei meinem Vater einen Ultraschall der Lunge durchgeführt. Ich war oft genug dabei, Schallkopf dran, gucken, fertig. Dauert keine 3 Minuten. Dabei hat sie Wasser in der Lunge gesehen und diesen Befund in die Akte eingetragen. Im Falle meines Vaters, bei seinem Herz, alles halb so wild bzw. hätte sie deswegen erstmal keinen Eingriff gestartet, zumal mein Vater ja keine Atemprobleme hatte und seine Sauerstoffsättigung durchweg gut war.

Dann gab es am Nachmittag die Übergabe an diese übereifrige Wochenend-Jungärztin, die sieht… ohhhhh da hat der alte Patient Wasser in der Lunge, suuuuuuper… der Befund steht, da kann ich doch super gut meine Fähigkeiten im Plura-Drainage legen üben. Für den Blick auf die Unverträglichkeiten hat es allerdings schon nicht mehr gereicht… vielleicht war die Geilheit auf schneiden, schieben, rein stecken zu groß. Man weiß es nicht!

Dazu muss ich noch kurz erwähnen, sowohl das Legen, als auch die Drainage selbst, ist echt schmerzhaft und wirklich unangenehm. Ich meine stellt euch vor, da wird ein Daumen dicker Schlauch zwischen den Rippen an die Lunge gelegt. Das ist echt ziemlich schäbig…

An dem Sonntag war unser Vater sehr durch den Wind, geschwächt und immer wieder kaum ansprechbar und am Montag verschlechterte sich sein Zustand eher. Dienstag war es erstmals so weit, dass die Oberärztin morgens mit meinem Bruder sprach und der Begriff Präfinal fiel. Mein Vater hatte auch noch eine Infektion der Lunge entwickelt, die Oberärztin glaubte noch an 1-2 Tage.

Doch erneut täuschten sich alle, 1,5 Tage nach diesem Gespräch öffnete mein Vater seine Augen und sein Zustand stabilisierte sich. Drei unterschiedliche Antibiotika packten endlich. Die kommende Woche war ein reines auf und ab. Mal war er stabil und relativ klar und einen Tag später hieß es wieder, sein Zustand sei kritisch. Was wir allerdings alle deutlich bemerkten, insgesamt betrachtet wurde mein Vater von Tag zu Tag körperlich und auch geistig schwächer.

Naja und glaubt mir, auch wenn ich körperlich nicht mehr tat, als 1-2 Mal pro Tag zur Klinik zu laufen und zurück, waren diese Wochen unglaublich anstrengend. Ich weiß, dass es vielleicht vollkommen unmöglich ist, aber ich bin WIRKLICH jeden Morgen aufgestanden und mein Körper bestand täglich aus mehr Muskelkater. Kann nicht sein? Ich weiß es doch auch nicht, ich habe noch immer nicht wirklich recherchiert, aber at hock würde ich behaupten, emotionaler Stress kann einen Körper so unter Anspannung setzen, dass man Muskelkater bekommt.

Nicht wissenschaftlich belegt, nur MEINE Theorie!

Nachts habe ich (haben wir, meinem Bruder ging es ja ähnlich wie mir) maximal geruht, weil ich immer Angst hatte, die Klinik meldet sich mit DEM Anruf und ich bekomme es nicht mit. Und tagsüber hat sich nunmal ALLES um unseren Vater und die Klinik gedreht.

Dieses auf und ab dauerte erstmal noch ca. 14 Tage an. 14 Tage an denen wir täglich stundenlang am Krankenhausbett saßen, 14 Tage in denen Dinge geschehen sind, zu denen ich bis heute nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll.

Beispiel… an irgendeinem Morgen war der Zustand meines Vaters wieder ganz schlecht, so schlecht, dass mein Bruder schon früh bei mir anrief und sagte, hmmmm komm mal lieber! Ich also wieder wie von der Tarantel gestochen zur Klinik, die langen Gänge bis zur Intensiv, vor der Intensiv geklingelt und um Einlass gebeten und mir frisch desinfizierten Händen in das 3. Zimmer links.

Mein Vater lag sozusagen im hinteren Bett, das vordere Bett war auch belegt und der Raum wurde durch einen Sichtschutz abgetrennt. Zur Info, auf der Intensiv ist es relativ normal, dass Frauen und Männer in einem Raum liegen, wie gesagt, die Betten sind dann durch einen Sichtschutz voneinander getrennt.

Wir stehen also beide am Krankenbett unseres Vaters und wie gesagt, er hatte einen schlechten Tag, Puls und Blutdruck sanken immer weiter, unser Pa war nicht wirklich erweckbar und wir „Kinder“ haben angenommen, es könnte jetzt wirklich Zeit sein abschied nehmen zu müssen.

Unser Vater wurde immer ruhiger, der Blutdruck wurde immer schwächer … da krakelte die Frau im Nachbarbett los: „SCHWESTER, SCHWEEEEESTER…. KACKAAAAAA!!! 

Die Schwester kam, wir mussten den Raum verlassen, die Ruhe war beendet und als wir ca. 45 Minuten später wieder ins Zimmer durften, war unser Vater deutlich unruhiger und auch die Blutdruck nahm zu. Tjaaaaa… ok!

Andere Situation… 

Es war wieder einer dieser Tage, an dem ich auf die Intensivstation kam und das Pflegepersonal direkt sagte, heute hat ihr Vater keinen guten Tag. Ich saß also mal wieder viele Stunden am Bett meines Vaters, in der meisten Zeit hat er tief geschlafen und konnte fast nicht mehr tun, als ihm vom Tag zu erzählen und sein Händchen zu halten.

Laut den Regeln der Station war es so, dass die Patienten maximal zu zweit Besuch bekommen sollten und Kinder durften nur nach Absprache auf die Station.

Doch dann ging die Party los!

Hinterher stellte sich heraus, dass sich die Angehörigen des Patienten im Nachbarbett mit einem Trick auf die Station geschlichen haben. Zu Beginn waren die Angehörigen zu dritt, dann folgten Oma, Oma und Opa von weit, weit weg. Gefolgt von 5 weiteren Frauen mit vielen kleinen Kindern und 5,6,7,8 relativ aggressiven jungen Männern.

Ihr könnt euch vorstellen was kam… die Pflege bemerkte den Massenauflauf und bat erstmal alle Angehörige in das Angehörigen Wartezimmer auf der Station. Ich habe mir irgendwann zwischendurch mal ein Wasser geholt, da saßen & standen 28 Personen in diesem kleinen Wartezimmer. Doch die Leute konnten sich leider an keinerlei Regeln halten und immer wieder standen 8,9,10 Leute mit einer ultra Lautstärke im Zimmer und dann kam noch dazu, dass sie den kleinen Fernseher volle Lotte eingeschaltet haben, damit die Kinder Zeichentrick schauen konnten.

Ich schwöre euch, ich habe mir das eine Weile angeschaut, ich bin sogar zwischendurch zu denen genagten und habe sie gebeten zumindest das TV leiser zu stellen, meinem Vater geht es wirklich, wirklich schlecht (ganz im Gegensatz zu dem Patienten der da lag, der lag nach einem Eingriff zur Vorsicht genau so eine Nachtvergleichsweise fit  auf der Intensiv, wie mein Vater einige Wochen zuvor). Aber neeeeee… mich als Frau haben sie eh nicht für voll genommen.

Aber wenige Momente später kamen schon zwei Pfleger und hat der gesamten Truppe sehr deutlich gesagt, sie sollen die Station jetzt bitte komplett verlassen, sie kommen immer wieder aus dem Wartebereich, so funktioniert das nicht!!! Und ich schwöre euch, die werten Herren Besucher waren kurz davor handgreiflich zu werden. Man würde sie aus Rassismus schlecht behandeln, sie möchten zu ihrem Angehörigen, Oma, Oma, Opa hätten sie extra von weiter weg zur Klinik gefahren usw. usw.

Das ganze ging so weit, dass die Pflege die Klinik Security gerufen hat (aber ehrlich gesagt, das sind halt auch nur irgendwelche Typen in möchtegern Uniform) und die waren drauf und dran die Polizei zur Unterstützung zu rufen. UND DAS ALLES AUF EINER INTENSIV STATION, WÄHREND MEIN ANGEHÖRIGER, MEIN VATER, SOZUSAGEN IM STERBEN LIEGT! 

Man, mann man diese Kulturelle Kacke wird zu einem immer größeren Problem! Und gefühlt ist es in Dortmund extremer als in anderen Städten!

 

Und dann kam der Dienstag… 

 

Dienstag Nachmittag besuchte ich meinen Vater erneut und sein Zustand war an diesem Tag so mittelprächtig. Zumindest war er zwischendurch mal wach und hatte große Lust auf eiskalte Cola, auch wenn er letztendlich nur 2-3 Schlücke getrunken hat.

Auf jeden Fall nahm sich die nette Oberärztin an diesem Nachmittag nochmal ganz viel Zeit für uns und wir unterhielten uns im Arztzimmer fast eine Stunde lang über den weiteren Weg.

Wie soll es weiter gehen???

Mein Vater hatte eine ziemlich eindeutige Patientenverfügung und ihr müsst wissen, in unserer Familie wird schon immer relativ klar und deutlich über solche Themen gesprochen. Wir wissen voneinander was wir uns wünschen und vor allem was wir uns NICHT wünschen, aber z.B. auch wie wir beerdigt werden möchten.

Entschuldigt, vielleicht klingen einige der nächsten Zeilen wahnsinnig herzlos, so ist es natürlich nicht gemeint, aber mir bringt das hier alles nichts, wenn ich nicht Klartext schreiben kann.

Also das „Problem“ war langsam, stundenweise ging es meinem Vater zu gut, bzw. war sein Zustand zu stabil, als dass die Patientenverfügung so richtig greifen könnte. Und dann gab es wieder ganz andere Stunden und vor allem wussten wir ja, was sich mein Vater gewünscht hätte.

Um es mal klar und deutlich zu sagen, würde mein Vater die aktuelle Situation überleben, wäre das „bestmögliche“, dass er als absolut hardcore Pflegefall in ein Pflegeheim käme. Ein so schlimmer Pflegefall, der es z.B. nichtmal schafft sich irgendwie selbständig im Bett zu bewegen. Was ein solcher Zustand in einem Pflegeheim bedeutet, unter den Umständen unter den unser Gesundheitssystem mittlerweile krankt, mehr muss ich nicht sagen. Und es wäre 100.000%ig sicher niemals das gewesen, was sich unser Vater gewünscht hätte, nur um noch wenige Wochen vor sich hin zu atmen… denn viel mehr wäre nicht möglich gewesen.

Aber andererseits konnten wir unseren Vater ja auch nicht leiden lassen, oder ihm sämtliche Therapie verweigern, wenn die Möglichkeit auf Verbesserung besteht. Das gibt einfach auch rein rechtlich die Patientenverfügung nicht her. Dazu später noch ein ganz wichtiger Punkt!

Also habe ich lange mit der Ärztin gesprochen und wir kamen zu dem Ergebnis, invasive Therapien (wie z.B. Beatmung) waren eh durch die Patientenverfügung abgelehnt, aber medikamentös würden wir alles versuchen, sollte sich sein Zustand aber nochmal verschlechtern, darf unser Vater in aller Ruhe und ohne Angst, begleitet von starken Medikamenten, gehen. Dann wird nicht mehr auf Teufel komm raus versucht, ihn mit allem was die Chemie hergibt, am Leben zu erhalten. Doch aktuell war sein Zustand stabil, die Chance auf „Besserung“ war da.

Nach dem Gespräch bin ich wieder zurück zu meinem Vater gegangen und plötzlich veränderte sich sein Wesen deutlich. Er war geistig ziemlich von der Rolle, wurde immer wieder extrem aggressiv, bäumte sich soweit möglich auf, versuchte die Kissen aus dem Bett zu werfen und sagte auch echt böse Dinge zu mir.  Außerdem sagte er immer wieder: “ Da oben (an der Decke) ist einer, der soll da weg gehen! Der soll weggehen! Der kriegt mich nicht, mach die Tür auf, der soll gehen“

Irgendwann kam dann die Pflege zu zweit und sie meinten das absolut nicht böse, aber mein Vater war plötzlich so zornig, auch mir gegenüber, dass sie mich baten zu gehen… das hatte keinen Sinn in dem Moment. Mir ist total klar, dass mein Vater das alles nicht wirklich mit Verstand sagte. Absolut eindeutig!!! Aber diese Person an der Decke, je weiter ich darüber nachdenke, je gruseliger ist es.

Auf jeden Fall bin ich dann nach hause gelaufen, ich habe noch lange mit meinem Bruder telefoniert und ihm von dem Gespräch mit der Oberärztin erzählt und bin dann auch früh ins Bett gegangen. Der Zustand unseres Papas war erstmal stabil und mein Bruder und ich waren uns beide einig, in dieser Nacht konnten wir wirklich mal schlafen.

Das Telefon blieb ruhig und da ich schon früh im Bett lag, konnte ich auch einige Stunden Schlaf bekommen. Am nächsten Morgen war ich schon früh wach und dachte direkt, super… jetzt gerade würde mit Sicherheit nichts passieren, du kannst endlich mal wieder in aller Ruhe duschen gehen. Und während ich seit Wochen mal wieder einen Föhn länger als 2 Minuten in der Hand hatte klingelte mein Telefon… und ich hörte es nicht!!!

Wenige Minuten später fiel mein Blick aber zufällig auf Handy, das ich auf Klo gelegt hatte und ich sah eine Mitteilung meines Bruders. Dachte allerdings, das ist die klassische „Guten Morgen, wie war deine Nacht?“ SMS, weshalb ich mir noch eben Creme ins Gesicht geschmiert habe bevor ich antworten wollte.

Ich sah also erst wenige Minuten später, dass die Lage eine vollkommen andere war. Ich ging aus dem Bad und sah direkt das rote Blinken des Festnetztelefonie, gleichzeitig öffnete ich die SMS und las: Meld dich mal bitte sofort, ist wichtig, die Klinik! Ich rief sofort bei meinem Bruder an und hatte meine Schwägerin am Hörer. “ Mein Bruder zieht sich schon um, die Klinik hat angerufen, sieht alles schlecht aus, wenn wir unseren Vater nochmal sehen möchten, sollen wir bitte jetzt kommen“

 

OK! Jetzt war er also da, DER Anruf!

 

Seit guten 3 Wochen hatte ich schon einen Stapel Kleidung zurecht gelegt, reine Vorsicht, sollte der Anruf mitten in der Nacht erfolgen. Handtuch weg, rein in die Klamotten, Handtasche und los! Den Weg zur Klinik schafft man auch in 12 Minuten wie ich festgestellt habe.

Auf der Station angekommen lebte mein Vater noch und trotz der frühen Uhrzeit (ca. 7 Uhr) war die nette Oberärztin bereits im Dienst. Da ja alle Werte auf der Intensiv aufgezeichnet werden, konnte man genau nachverfolgen… während ich am Vortag das Gespräch mit der Ärztin hatte, verschlechterten sich die Werte meines Vaters erstmalig und wurden dann langsam auch immer schlechter. Irgendwas im Bau hat sich geöffnet und er hatte eine innere Blutung. Vielleicht war er deswegen am Vortag auch plötzlich so verwirrt und die Aussage über die Person an der Decke die ihn holt wird um so „spezieller“.

Kurze Zeit später hatte es auch mein Bruder noch rechtzeitig in die Klinik geschafft. Unser Vater lag mittlerweile alleine im Zimmer und die Pflege hatte für uns bereits ein Tablett mit Kaffee und Getränken vorbereitet, was ich wirklich lieb fand.

So saßen wir beide also neben seinem Bett, hielten sein Händchen und je mehr Zeit verging, desto „lockerer“ wurde die gesamte Stimmung. Gegen 10:30 Uhr kam auch noch meine Schwägerin dazu, in diesem Fall durften wir natürlich auch zu dritt am Bett sitzen und so „verwerflich“ es vielleicht auch klingt, aber wir erzählten uns noch kleine Anekdoten und Erlebnisse mit Papa, während unser Vater (dank des Morphiums) keinerlei Schmerzen hatte, ganz ruhig atmete und eindeutig irgendwo weit, weit weg war, während Puls und Blutdruck immer weiter sanken.

Um 11:15 Uhr durfte unser Vater gehen, ganz ruhig, ganz entspannt, im Kreise seiner Liebsten…

und ich bin mir absolut sicher, meine Ma und Milla haben längst auf ihn gewartet.

 

Jetzt versteht ihr sicher, warum es hier in den letzten Wochen und Monaten so viel ruhiger war.

 

Wie geht es jetzt weiter?

Die Beerdigung haben wir bereits hinter uns und wenn man das so sagen darf, dank eines tollen Bestatters und einem fantastischen Trauerredners, der eine unglaublich gute Rede gehalten hat, war es eine wirklich schöne Trauerfeier. Oder hattet ihr schonmal eine Trauerfeier in der ALLE Beteiligten geweint, aber auch wirklich aus purem Herzen laut gelacht haben?

Natürlich hatten wir vorab auch ein wirklich gutes und sehr, sehr ehrliches Vorgespräch mit dem Redner, denn nur so hatte er die entsprechenden Informationen. Er nennt die Rede übrigens „Laudatio auf das Leben“… und die Rede war für uns, die es weniger religiös mögen, schlicht perfekt!

 

Und wie geht es mir?

 

Mir geht es eigentlich wirklich ganz gut. Natürlich bin ich traurig, natürlich werde ich meinen Vater immer wieder vermissen, aber MIR hilft der Gedanke total, dass es nach den letzten Wochen gut ist, dass unser Pa gehen durfte. Bei meiner Ma, die so ganz, ganz plötzlich verstorben ist, saß der Schock viel, viel tiefer. Da konnte ich wochenlang gar nicht richtig kapieren was das eigentlich bedeutet und habe schlicht funktioniert!

Ein gefühlsmäßiger Knackpunkt ist allerdings die neue Wohnung!

Wir haben soooo lange auf unseren Vater eingeredet, dann war diese Wohnung endlich da und es war ein absoluter Jackpot. Unser Vater war nach dem Umzug soooo happy und hat sich soooo sehr auf den Sommer auf seinem Balkon gefreut und jetzt…. jetzt war alles sinnlos!

Ich habe mal nachgerechnet. Wenn ich die verschiedenen Krankenhausaufenthalte und diese Senioren Reha (ja die war ambulant, aber Papa war ja nur wenige Stunden jeden Abend/ Nacht zuhause) abziehe, verbrachte mein Vater knappe 3 Wochen in seiner neuen Wohnung. Das hatten wir uns alle sooooo anders vorgestellt.

In der nächsten Woche wird die Wohnung ausgeräumt und vielleicht finden wir einen Nachmieter, ansonsten läuft die Wohnung noch bis Ende August auf unsere Kosten. Und dann liegt noch einiges an Papierkram an. Aber ich schätze, spätestens Mitte/ Ende August ist dann auch wirklich alles, alles, alles geregelt und dann bin ich voraussichtlich so frei wie schon lange nicht mehr.

Andererseits… natürlich ist mir durchaus bewusst, dass ich mit 37 längst erwachsen bin. Trotzdem schmerzt mich die Gewissheit keine Eltern mehr zu haben sehr. Egal ob es darum geht irgendeine blöde Frage zu haben bei der mir einfach die Erfahrung fehlt, oder auch die Gewissheit… egal was passiert, sollte ich z.B. mal finanziell so gar nicht klar kommen, dann gibt es da noch einen Rettungsanker. Ob ich die Hilfe jemals gebraucht hätte steht ja auf einem anderen Blatt. Aber ab sofort ist so knallhart und unwiederbringlich klar … es gibt keinen Rettungsanker mehr. Es gibt auch keine gemeinsamen Kaffeetrinken mehr.

Weder wenn es um irgendwelche Fragen, um gemeinsame Zeit, noch um andere Dinge geht.

 

Ganz zum Schluss noch ein wirklich wichtiges Thema für euch…

Ihr Lieben, kümmert euch um Themen wie Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. Das lange Gespräch mit der Ärztin hat mir diesbezüglich auch nochmal deutlich weitergeholfen. Wichtig, das ist keine Rechtsberatung! Ich gebe euch nur wieder, auf was mich die Ärztin hingewiesen hat.

  1. Lest euch diese Vordrucke zur Patientenverfügung genau durch und letztendlich kreuzt ihr natürlich das an, was ihr euch wünscht!!! Aber macht euch dazu wirklich Gedanken. Meist beziehen sich die Maßnahmen (oder eben die Einstellung der Maßnahmen) auf den direkt bevorstehenden Tod. Ich will nur zu bedenken geben… was ist, wenn der Tod nicht direkt bevorsteht,  aber ALLES auf einen schweren Pflegefall hinausläuft. Möchtet ihr in einem solchen Fall wirklich alles was an Maßnahmen möglich ist?
  2. Ihr dürft/könnt problemlos (gut lesbar!) Begriffe oder Wünsche handschriftlich in die Verfügung eintragen. Das beweist letztendlich sogar eher, dass ihr euch wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt habt und nicht „mal eben schnell“ unterschrieben habt.
  3. Ein Hinweis der Ärztin, in dem Fall meines Vaters hätte ein Beiblatt geholfen. Hätte es z.B. ein Beiblatt gegeben auf dem mein Vater ganz „locker“ handschriftlich verfasst hätte “ Beiblatt zur Patientenverfügung –  Ich, Name XY, hatte bis zu diesem Zeitpunkt ein erfülltes Leben. Ich bin Jahrgang XXXX und wenn es jetzt für mich an der zeit ist zu gehen, dann wünsche ich mir auch gehen zu können. Ich möchte nicht leiden, ich möchte keine Angst und keine Schmerzen verspüren, aber wenn sich das Ende meines Lebens abzeichnet und ich nicht mehr in der Lage bin selbständig klare Entscheidungen zu treffen (ggf. auch nur wiederholt und zeitweise) dann lassen sie mich bitte gehen.  Des Weiteren Vertraue ich meinen Kindern (oder Person XY) Entscheidungen im Sinne meiner Wünsche zu treffen.

Wie gesagt, es geht dabei weniger um den rechtlich 1A sicheren Wortlaut und eine richtige Patientenverfügung ist absolute Pflicht, es geht bei diesem Beiblatt vor allem darum, das nicht nur die Angehörigen das Leben und die Wünsche des Patienten erklären, sondern dass die Ärzte nochmal einen persönlichen Eindruck erhalten, dass der Patient damit „fein ist“, wenn sein Leben unter den Umständen endet. Es ist einfach ein ganz schmaler Grat zwischen… mein Vater hätte sich in diesem Fall ein Ende gewünscht und (es klingt ganz schrecklich aber solche Fälle oder auch nur Gedanken wird es 100% geben) bevor das weitere Leben für uns Angehörige ganz viel Stress, Arbeit und ggf. finanzielle Verluste bedeutet, ist der Tod doch das Bessere.

Und damit es diesbezüglich keine Probleme gibt, kann so ein persönliches Beiblatt sehr, sehr hilfreich sein.

 

Soooo… ich habe mir jetzt ganz viel von der Seele getippt. Ob es irgendwen interessiert, ob sich auch nur eine Person den ganzen Text durchliest… total egal. Aber mir tat es gut.

Heute also um so ernster… bleibt gesund!

Eure

IsasWomo, das Reisemagazin für Alleinreisende

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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